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Schriftstellerei: Wie künstliche Intelligenz hilft, dir eine Figur oder Landschaft vorzustellen

von Thomas Poppner

Ja, es klingt unlogisch. Da schreibst du über irgendetwas und du hast nicht dir geringste Ahnung, wie es aussieht.

Es  ist wie verflixt: Bei manchen Szenarios fällt dir so viel ein, dass du aufpassen musst, keinen Infodump zu schreiben – also eine Informationssammlung, in dieser Komplexität deine Geschichte nicht weiterbringt. Dann gibt es aber Dinge, bei denen du ein diffuses Bild im Kopf hast. Und bei mir war es so, dass erst die Nachfragen von Testlesern dazu führten, mal in mich zu gehen. Das Ergebnis war erschreckend: Ich hatte selbst keine Ahnung. Genauso dümpelte dann auch mein Text unkonkret vor sich hin.

Was kann man aber nun tun, wenn einem die Vorstellung einer Situation oder Person fehlt. Künstliche Intelligenz kann hier sehr gut unterstützen. Damit meine ich nicht, dass sie meine Arbeit machen soll. Schauen wir uns aber zunächst einmal den klassischen Weg ohne KI an.

1. Ideenfindung mit der Bildersuche von Google, Bing oder Yandex

Meine Helden waren auf dem Gipfel eines 4000er Berges und blickten in die Tiefe. Meine Beschreibungen der Landschaft wollten nicht so wirklich funktionieren. Also hatte ich mal die Bildersuche angeworfen.

Sehr hilfreich kann dies sein bei bestimmten Landschaftsbeschreibungen, Burgen, Schlössern usw. Denn erst wenn man selbst weiß, wie man sich etwas vorzustellen hat, kann man es auch beschreiben.

2. Ideenfindung mit ChatGPT

ChatGPT stößt ja im Autorenbereich auf zweigeteiltes Echo. Ja, es gibt Leute, die sich davon ganze Bücher schreiben lassen. Das sind die gleichen, die früher irgendwo im entfernten Ausland billige Schreiberlinge eingekauft haben. Wegen dieser Leute das Tool schlechtzureden, wäre aber in meinen Augen der falsche Weg.

Wenn man ChatGPT um die Beschreibung einer Landschaft für einen Roman bittet, erhält man sehr viel Text. Meistens flechtet die KI solche Beschreibungen noch in eine kleine Story ein, die mit deiner nichts zu tun hat. Die Kunst besteht darin, dieses Ergebnis nicht zu sofort zu akzeptieren, sondern nachzufragen, nachbessern zu lassen und zu diskutieren. ChatGPT erweist sich hier als sehr kompetenter Sparirngspartner.

Ziel ist es allerdings nicht, dass dir die KI deinen Text vorkaut. Aber häufig habe ich erlebt, dass ChatGPT mit Details aufwartet, die mir nicht im entferntesten eingefallen wären. Ich nehme mir in aller Regeln dann die Ausgabetexte, kopiere sie in ein anderes Programm, wo ich mir dann interessante Stellen markiere. Manchmal handelt es sich nur um ein Wort, das mir passend erscheint.

Wenn du zu denjenigen gehörst, die ChatGPT ablehnen, würde ich diese Ansicht überdenken. KI wird bleiben und es macht keinen Sinn, sie nicht zu verwenden. Schließlich nutzt du ja auch die Rechtschreibprüfung und hast nicht den Anspruch, alles gleich perfekt zu schreiben.

3. Ideenfindung mit Midjourney

Ich konnte es selbst nicht glauben. Aber tatsächlich habe ich fünf Bände meiner Fantasygeschichte vollendet, ohne jemals ein wirklich deutliches Bild meiner Hauptrolle vor Augen gehabt zu haben.

Sicher: Tana war neunzehn Jahre alt und relativ dürr. Mein kreativer Kopf kommt damit schon klar, aber die Testleser leider nicht. :) So musste ich dann Hausaufgaben machen, die schon längst erledigt hätten sein müssen. Wirklich konkret wurde es dann aber erst, als ich am Cover für den ersten Band arbeitete. Ich wollte diesen Jungen gern auf dem Cover darstellen, aber keines der Stockportale warf mir ein Bild eines kakaobraunen Neunzehnjährigen in mittelalterlichen Klamotten aus. Und so warf ich Midjounrey an. Dies ist eine KI, die anhand eines Textes Bilder erstellt.

Das Ergebnis von Midjourney war der Hammer. Ich weiß noch, dass ich völlig von den Socken die ersten Ergebnisse auf Facebook postete. Ein Kommentar eines Testlesers war, dass er gar nicht wusste, dass Tana so "hübsch" wäre. Tatsächlich hat das auch mich überrascht. Denn während ich einen planlosen, unreifen Neunzehnjährigen im Kopf hatte, bewarf mich Midjourney mit sehr attraktiven, kakaobraunen jungen Männern vor mittelalterlichen Segelschiffen in tollen verschiedenen posen. Ich hatte Mühe, das richtige Bild auszuwählen.

So kamen wir dann zum zweiten Band. Weil ich nichts kopieren wollte, hatte ich mir selbst auferlegt, keine Orks in meine Geschichte einzubauen – zumindest nicht zu Beginn. Darum sind meine Feinde reptilienartige, menschenfressende Kreaturen. In meiner Vorstellung sahen sie etwa so aus wie die Jem-Hadar von DS9, von denen ich aus Copyrightgründen kein Bild posten darf. Was Midjourney mir allerdings lieferte, war so viel besser, lebensnäher und gruseliger, dass ich daraufhin gern das Bild meiner Feinde im Kopf korrigierte. Und ebenso gern fügte ich diesen Kreaturen wie im Bild einen Schwanz hinzu, der in meinem eigenen Entwurf nicht vorhanden war.

Midjourney ist ein Hammer. Inzwischen gibt es ja auch andere Services. Ein Monat kostet 10 Euro. In meinen Augen ist es das wert. Die Einarbeitung ist etwas tricky für alle, die bisher kein Discord genutzt haben. Aber ich habs geschafft und du wirst es auch schaffen.

Mir ging es so: Nachdem ich einmal angefangen hatte, konnte ich kaum noch aufhören. Wenn du also Probleme haben solltest, dir besondere Situationen vorzustellen – versuch mal Midjourney. Alle Kreaturen meiner Seite mit Fantasywesen wurden damit erstellt.

Wenn du also gerade im Fantasybereich Probleme hast, dir etwas vorzustellen – nimm dir mal ’nen Nachmittag Zeit und schau mal rein.

Tana
Meine Hauptrolle: Tana

 

Qo’oni-Krieger
Meine Feinde

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