Nicht-Kaufempfehlung: Heatle – erst kaufen, nachdem du das hier gelesen hast
von Thomas Poppner
Das Fazit zuerst – mein Testbericht zum Heatle
Wenn du mein Kumpel wärst, würde ich dir dringend vom Kauf abraten.
Meine Erfahrungen in Kürze:
- Das Produkt zu benutzen ist nicht so cool, wie es zunächst aussieht.
- Die Technik ist nicht langlebig.
- Der Support ist zu mindest nach meiner Ansicht eine Katastrophe. Vielleicht sind sie unterbesetzt oder überfordert.
Ganz unten kommt ein Abschnitt mit dem Nutzungserlebnis, der aber recht kurz gefasst ist. Als Fazit ziehe ich: Für den Preis, bei der Anfälligkeit für Probleme und dem geringen Mehrwert gegenüber einem "normalen" Wasserkocher, halte ich den Kauf eines Heatle für kein gut angelegtes Geld.
Heatle – ein überfordertes Team?
Dies hier ist eine automatisierte Antwort auf meine Anfrage über Heatles Kontaktformular vom 25. September 2025. Es wurde sogar die Ticketnummer 11373 vergeben. Wir haben heute den 8. Oktober. Keine Antwort – auch nicht im Spamordner.
Hallo Poppner,
vielen Dank für deine Nachricht. Wir haben deine Anfrage erhalten und ein Ticket wurde für dich eröffnet.
Unser Kundenservice ist Montag bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr für dich da. Bitte beachte, dass gesetzliche Feiertage in Deutschland hiervon ausgenommen sind.
Während unserer Servicezeiten erhältst du in der Regel eine Antwort innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
Um eine schnelle Bearbeitung zu ermöglichen, bitten wir dich, von weiteren Anfragen zum selben Thema abzusehen, da dies die Bearbeitungszeit verlängern kann.
Vielen Dank für dein Verständnis und deine Geduld!
Viele Grüße aus Berlin,
Dein Support-Team von Heatle
Man beachte den Hinweis, von weiteren Anfragen abzusehen. Bitte fragt niemals nach. Viele Mails enthielten diesen Hinweis.
Mich erinnert das an den Witz: Liebe Frauen, wenn ein Mann sagt, er repariert es, dann repariert er es. Man braucht ihn nicht jedes halbe Jahr daran zu erinnern.
Kann sowas bei Heatle halt mal passieren?
Natürlich darf jeder Fehler machen. Ich mache ja auch Fehler. Diese Art der Vorgehensweise zieht sich allerdings über meine komplette Kundenreise.
Ich habe meine Heatle im November 2022 aufgegeben. Im Februar 2023 kam eine Mail: Sie sind alle furchtbar im Stress. Bitte keine Rückfragen. Heatle werden noch im Sommer ausgeliefert. Dann erst mal Stille. Das veranlasste mich dann zu folgender, doch durchaus freundlicher Mail:
Hallo, liebes Heatle-Team,
ich bin mir ja im Klaren darüber, dass ich euch nur von der Arbeit aufhalte. Ich arbeitet Tag und Nacht für meinen Heatle, hämmert rum, streitet euch, wer gerade die Zange verwenden darf. Dann ist es jetzt auch noch so heiß und keiner darf Eis holen, weil ihr so viel zu tun habt. Ihr habt alle eure Freunde verloren, weil ihr vor Arbeit nicht mehr nach Hause könnt. Wirklich, ich bin völlig bei euch und hab auch total das Verständnis.
Aber meint ihr nicht, ihr könntet für 12 Euro die Stunde ne Aushilfe anstellen, die euren wartenden Kunden zumindest mal ne kurze Rückmeldung gibt. Muss ja gar nicht viel drinstehen, nur dass ihr noch lebt. Und vielleicht das Jahrhundert, in dem ihr die Auslieferung grob ins Auge fasst. Dann würde ich das schon mal in meinem Testment erwähnen, sodass sich mein Urgroßenkel darauf einstellen kann, an dem großen Tag zu Hause zu sein.
Ich habe langsam Bedenken, ob es dann überhaupt noch Strom gibt, oder ob wir Wasser dann einfach durch die Macht unserer Gedanken erhitzen können. Werde das gleich mal mit ChatGPT diskutieren.
Übrigens wird im Jahr 2063 die Warpspule erfunden. Ich hab keine Ahnung, wie so’n Ding aussieht. Aber wenns noch etwas dauert, vielleicht ließe sich das gleich in den Heatle mit einbauen. Ich fände es total cool, mit meinem Heatle fremde Welten zu erkunden, die noch nie ein Mensch gesehen hat. Vielleicht nehmt ihr das mal grob als Idee auf. Ich meine, wenn wir mal offen sind: Dieses runde Erhitz-Teil und zwei Stäbe. Das sieht ja schon fast aus wie die Enterprise. Ihr seid also schon nah dran. Also haltet durch.
Alles Gute.
Thomas
Und tatsächlich: Etwa eine Woche später kam dann eine allgemeine Mail. Sogar sein Lieferdatum anhand seiner Bestellnummer durfte man sich heraussuchen. Bei mir war es voraussichtlich August.
Dass das nicht gehalten werden kann, schrieb man mir erst im September. Und geliefert wurde dann im November 2023.
Ich erhielt dann auch am 17. Juli (!) eine persönliche Antwort auf diese Mail vom 1. Juni (!).
Meine Bewertung des Heatle – meine Erfahrungen mit der Langlebigkeit
Bereites im Januar 2024 – keine 2 Monate nach Lieferung – wandte ich mich an den Support wegen eines defekten Stabes. Meiner Erinnerung nach 55 Euro teuer. Der wurde sofort auf Kulanz ausgetauscht.
Im April kam plötzlich eine Mail mit einer Auftragsbestätigung. Gleiche Bestellnummer wie im Januar mit dem kaputten Stab. Am 30. April wandte ich mich an den Support, weil ich tatsächlich nochmal einen Stab geschickt bekam. Ich wollte den zurückgeben – aber niemand antwortete mir auf dies hier:
Sagt mal, Leute - wollt ihr drüber reden?
Ich dachte zunächst, eine Mail wäre ein zweites Mal verschickt worden. Aber nun kam wohl wirklich ein neuer Rod an.
Tatsächlich war meiner mal kaputt gegangen und ich hatte einen neuen auf Garantie erhalten.
Ist dies eine Weiterentwicklung oder habt ihr einen Fehler gemacht? Der Stab ist offenbar kostenlos, aber bestellt oder erwartet hab ich ihn nicht.
Viele Grüße
Thomas
Keiner antwortete, also behielt ich ihn. Nun hatte ich 2 Stäbe, weil die ihre Buchhaltung nicht im Griff haben.
Nachdem der erste Stab nicht lange durchgehalten hatte, rechnete ich auch hier damit, dass ich den Austauschstab bald gebrauchen könnte. Und im Juni war es schon soweit, dass sich einer der beiden verabschiedete.
Mir kamen nun erste Zweifel an der Langlebigkeit dieses Produkts. Darum wandte ich mich an Heatle und man tauschte den defekten Stab aus. Vielleicht war es unfair, sie nicht darauf aufmerksam zu machen, dass ich den Stab aus dem Januar zweimal erhalten hatte. Ja, das war sicher unfair. Aber ich hatte ja sogar deswegen geschrieben – die hatte mir nur nicht geantwortet.
Es war allerdings nun kein Dreivierteljahr seit der Erstlieferung vergangen und bereits zwei Stäbe, die neu je über 50 Euro kosten würden, waren bereits defekt. Ich fragte mich auch finanziell, wo das hinführen sollte, wenn die Garantie-Phase abgeschlossen war.
Tja, und nun ist sie es. Heatle antwortet nicht und das Basisgerät, das ich vor nicht mal 2 Jahren erhalten habe, ist offenbar kaputt. Ich schreibe dies hier, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sich noch irgendjemand mit der guten Nachricht melden wird, dass sie es nach dieser Zeit noch austauschen werden.
Ich habe nun gute 270 Euro für den Heatle und Zubehör ausgegeben, das ich offenbar wegwerfen kann. Überleg dir gut, ob du so viel Kohle zu viel hast, bevor du dir dieses Ding bestellst. Nur einen solchen Stab auszutauschen kostet schon über 50 Euro. Und für das Basisgerät will ich es gar nicht wissen.
Nutzungserlebhis des Heatle
Für mich ist der Heatle keine Kaufempfehlung mehr. Darum werfe ich hier ohne große Struktur die Dinge ab, die mir so aufgefallen sind.
- Ich habe mir mehrere dieser Magnetscheiben gekauft. Meine Hoffnung war, mit der großen Scheibe Wasser schneller zu erhitzen. Doch die größere Scheibe erwartet einen dickeren Boden (Porzellantasse). Bei einem Glasbehälter streikt sie. Eine große Tasse mit Tee kann man also mit der großen Scheibe erhitzen. Aber bei einer Karaffe für Kaffee bleibt man bei der Grundausstattung.
- Ganz schön ist, dass ich Tee auf genau die Temperatur erhitzen kann, die empfohlen wird. Ja, das ist nett. Können allerdings Wasserkocher bei Amazon auch – und das viel günstiger und ebenfalls stylisch.
- Ich bin ja jetzt nicht die moderne Hausfrau und hadere durchaus gelegentlich mit dem Haushalt. Macht euch klar, das sowohl die Magnetscheiben als auch die Stäbe mit der Zeit unansehnlich werden. Sie verkalken und gerade bei Kaffee setzt sich ein Belag darauf. Mag sein, dass da andere ordentlicher sind als ich. Für alle, die genauso chaotisch leben wie ich: Macht euch klar, dass der Stab im Wasser – insbesondere wenn noch Tee oder Kaffee dabei ist – bald nicht mehr so aussieht, wie er mal ausgesehen hat.
- Die Menüführung geht einigermaßen. Man muss sich gelegentlich durch ein Display-Menü ballern. Als jemand, der alles besser weiß, hätte ich hier Dinge etwas anders gelöst. Aber das wäre kein Argument, den Heatle nicht zu kaufen.
- Was mir noch gegenüber einem Wasserkocher durchaus aufgefallen ist: Wenn man Wasser dann doch auf 95° oder 100° erhitzen will, blubbert es sehr schnell über die Tasse. Bei einem Wasserkocher ist der Deckel drauf.
Meine persönliche Ansicht zum Heatle ist: Wenn man ihn für so viel Geld in der Küche stehen hat, findet man ihn auch gut. Das kann an der psychologischen Tatsache liegen, dass man sich diesen sehr teuren Kauf schönreden muss. Vielleicht auch daran, dass es einfach mal etwas anderes ist. Für mich hat er gegenüber einem Wasserkocher etwa so viele Vorteile wie er Nachteile hat. Man muss sich halt nur mal zur Ordnung rufen und sich selbst nichts vormachen.
Der hohe Preis rechnet sich in meinen Augen nur für jemanden, der diesen Betrag entbehren kann – der aber auch damit klarkommt, wenn er 2 Jahre später einen neuen kaufen muss. Dieser finanzielle Freiheit ordne ich mich nicht zu :)
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