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Meinung: Starke Frauen, starke Männer?

von Thomas Poppner

Diesen Satz twitterte Gilda Sahebi – Journalistin und Politikwissenschaftlerin. Ich kenne diese Dame nicht und folge ihr darum auch nicht. Aber irgendjemandem war er so wichtig, dass er ihn mir bei Facebook mitten vor die Füße gepostet hat.

Hier der Original-Wortlaut:

„Sicherheit wird in dieser Regierung in den Händen starker Frauen liegen“, sagte Olaf Scholz gestern. „Starke Frauen“ sagt man nur, weil „Frau“ unterbewusst mit schwach verbunden wird. Wir faseln ja auch nicht von „starken Männern“ (außer wir meinen Muckis). Frauen sind Frauen.

Hier zu finden: https://twitter.com/GildaSahebi/status/1468082410994737156

Natürlich habe ich mich als Mann zunächst einmal echauffiert und diesen Artikel hier geschrieben, ohne nach dem Originaltweet zu suchen. So sind wir Männer eben. Und es soll niemand sagen, dass ich nicht über mich lachen kann. Siehe da, sie erwähnt auch die Muckis, die ich gleich auch erwähnen werde. Und sie schreibt noch mehr:

Eine "starke" Frau ist in der Regel außerdem eine Frau, die alles hinkriegt, Karriere, Kinder, Sport macht, geil aussieht, gut im Bett ist - und sich nicht beschwert, weil sie ist ja Superwoman. (Nein, das war kein Angriff auf Olaf Scholz, sondern auf den Ausdruck "starke Frau")

Hier zu finden: https://twitter.com/GildaSahebi/status/1468211106191749121

Nun können wir uns natürlich streiten, wer die Deutungshoheit des Begriffs „starke Frauen“ für sich in Anspruch nehmen kann. Aber ich hoffe, wir werden Einigkeit erzielen, dass „gut im Bett“ nicht das war, was Olaf Scholz sagen wollte. Auch „geil aussehen“ war sicher nicht der treibende Gedanke seiner Aussage. Warum legt man ihm sowas nun in den Mund?

Verdreht der Feminismus Komplimente ins Gegenteil?

Ist es wirklich nötig, alles im Namen der Gleichberechtigung zu zerreden? Eine starke Frau zu sein, ist etwas Positives. Und von jemandem so genannt zu werden, ist ein Kompliment.

Wer ein Kompliment nicht annehmen möchte, muss nicht. Aber wer dieses Kompliment mit „faseln“ abwertet, wird dadurch bestimmt nicht stärker.

Selbstverständlich gibt es „starke Männer“

Mein Onkel war ein starker Mann. In seiner Grabrede beschrieb man ihn als „starke Persönlichkeit“, als „geradlinig“. Mein Ausbildungsbetrieb wurde über den Krieg hinweg von der damaligen Seniorcheffin geführt. Das war damals in den Achtzigern eine resolute, ältere Dame – eine „starke Frau“.

Und genau das ist es, was ich mit einer starken Person verbinde: Geradlinigkeit, Fairness und keine Konfliktscheu. So zu sein, bringt Anerkennung. Und wenn man als starke Frau oder starke Person bezeichnet wird, sollte man innerlich ein Stück wachsen und nicht den Besserwisser spielen.

Hätte man dieser älteren Dame damals gesagt, dass sie eine starke Frau ist, hätte sie das getan, was starke Menschen tun: Sie hätte das Kompliment angenommen und darüber gesprochen, dass es keine einfache Zeit war, sie aber ihre Pflicht getan hat. So reagieren starke Menschen.

Warum spricht man von starken Frauen, aber nicht von starken Männern?

Weil das Wort „Stärke“ mehrere Facetten hat.

Während „starke Frau“ die menthale Stärke beschreibt, kann „starker Mann“ leicht als „wenig intelligenter, muskelbepackter Prol“ missverstanden werden. Darum sagt man nicht „starker Mann“. Und das hat wirklich nichts mit Frauen zu tun.

Schwache Frauen?

Liebe Frauen, gewöhnt euch daran, ihr seid tendenziell schwächer als wir Männer – zumindest körperlich. Deshalb gibt es für euch Frauenparkplätze. Und es ist richtig, dass es sie gibt.

Ich halte wenig von Frauenquoten, denn ich müsste doch als Unternehmer völlig bescheuert sein, wenn ich nur Männer als Führungskräfte einsetzen würde. Es gibt doch unter uns Männern keine Verabredung, Frauen zu benachteiligen. Habt ihr eigentlich schon einmal unter einer schlechten Führungskraft gearbeitet? Möchtet ihr das gern?

Ich rede nicht von Frauen. Aber soweit es mich betrifft, möchte ich auf einem wichtigen Posten zuerst einmal die am besten geeignete Person sitzen haben. Eine Person, welche die anstehenden Probleme am besten lösen kann und die mit ihren Mitarbeitern geradlinig, fair aber auch ohne Konfliktscheu umgeht.

Was möchte ich nicht? Dafür gab es ja gerade ein kaum zu überbietendes Beispiel.

Die Grünen haben es vorgemacht

Tut mir leid, liebe Leserinnen, aber Annalena Baerbock war für mich als Kanzlerkandidatin genauso wenig vermittelbar wie Armin Laschet. Ihr hattet einen stärkeren Kandidaten und der könnte heute Bundeskanzler sein, der könnte heute Bundeskanzler sein, der könnte heute Bundeskanzler sein.

Denn die SPD war nicht besonders stark. Da habt ihr euch selbst im Weg gestanden.

Nun mag es peinlich werden, aber ich möchte diesen Beitrag nicht mit dem Eindruck beenden, gegen Frauen zu argumentieren. Wenn ich der SPD hätte einen Kanzlerkandidaten empfehlen können, es wäre nicht Olaf Scholz geworden.

Die SPD hat eine ausgesprochen publikumswirksame, aufgeschlossene, argumentationsstarke und in meinen Augen kompetente Frau nach Brüssel geschickt, wo sie nun leider im Verdeckten als Europaabgeordnete arbeitet. Ja, lacht über mich. Ich mag sympathische Menschen. Auch sympathische Politiker. Und weil ich sympathische Politiker mag, mag ich auch sympathische Politikerinnen.

Tatsächlich – der SPD hätte ich empfohlen, Katarina Barley wieder in die Inlandspolitik zurückzuholen und ich hätte sie liebend gern zur Kanzlerin gewählt. Diese Frau hat in meinen Augen alles, was die aufgestellten Kandidaten haben vermissen lassen.

  • Sie hat das Charisma, das einem Olaf Scholz fehlt
  • Sie ist nicht peinlich wie Annalena Baerbock oder Armin Laschet (sorry, meine Meinung)
  • Sie ist nicht machtgeil wie Marus Söder

Nun schön. Die Grünen haben nun ihre Annalena Baerbock als Außenministerin eingesetzt. Mein Argument gegen sie war eigentlich immer: „Wollen wir die wirklich mit einem Putin, Trump oder Kim Jong Un verhandeln lassen?“ Nun ist sie zwar nicht Kanzlerin, wird aber genau das tun. Ich wünsche niemandem zu scheitern. Aber ich habe meine Zweifel, ob sie zum Ende dieser Legislaturperiode noch im Amt sein wird.

Kommen wir zurück zu starken Persönlichkeiten

Eine starke Persönlichkeit zu sein, ist eine tolle Sache. Wer allerdings bei Komplimenten das Haar in der Suppe sucht, ist es sicher nicht. Aber vielleicht war Frau Sahebi ja auch nur neidisch.

Lasst uns anstreben, starke Persönlichkeiten zu werden, die bei allem Sinn für Gleichberechtigung auch zu ihren Unterschieden stehen. Das Krümelmonster darf seine Krümel getrost in der Sesamstraße suchen, denn dort gehört es hin.

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