Kaufempfehlung: Gibt es ein Leben ohne Amazon Prime?
von Thomas Poppner
Warum habe ich Amazon Prime gekündigt?
Wenn man mir auf den Sack geht, versuche ich diesen Zustand zu beenden. Amazon ging mir auf den Sack. Womit? Mit Identitätspolitik.
Weißt du: Ich bin aufgewachsen mit der Biene Maja. Die Biene Maja war meine kleine Heldin während Kinderzeiten. Mit meinen Eltern sah ich schon Miss Marple und die drei Engel für Charlie. Und schließlich gab es dann zu Beginn der Achtziger diese wundersame Science-Fiction-Serie "Die Mädchen aus dem Weltraum", bei der irgendwelche Weltraumfrauen ihre Männer unterdrücken. Nicht zu vergessen, die unvergleichliche Prinzessin Leia aus Star Wars. Ich habe nun wirklich kein Problem mit starken Frauen.
Ein weiterer Held meiner Jugend war Winnetou. Ich habe Winnetou geliebt und wollte bestimmt Hunderte Male wie er sein. Und auch Kung Fu hat uns später begeistert, wo ein starker Chinese die Hauptrolle gespielt hat. Mit der Hautfarbe oder sonstigen äußeren Merkmalen habe ich nun wirklich auch niemals ein Problem gehabt.
Es gibt sogar aktuelle Produktionen. Nehmen wir Vikings. Du kannst in dieser Serie doch eigentlich keinen der durchgeknallten männlichen Charaktere ernst nehmen. Meine heimliche Hauptrolle dieser Serie heißt Lagerta. Ich hab keine Ahnung, ob die als Ragnar Lotbroks Frau eine historische Persönlichkeit ist. Ich weiß auch nicht, ob sie nur aufgrund von Diversity in die Serie eingeführt wurde. Wenn das so war, ist deren Charakter aber sehr gelungen. Gegen eine solche Rolle, die eine Serie stützt und sie bereichert, ist nichts zu sagen.
Doch dann kam Amazon um die Ecke mit "Rings of Power". Plötzlich ging es nur noch um Diversity und "the first female dwarf". Wer nicht weiß, wovon nicht rede, muss halt mal be Youtube danach suchen. Du wirst unsagbar peinliche Videos finden. Auch den Galadriel-Charakter hatte man aufgebohrt und böse Zungen nannten sie nun Guyladriel, weil sie im Prinzip nur noch im God-Mode unterwegs war, um alle Männer das Fürchten zu lehren. Parallel dazu beglückte uns Disney mit mit einer farbigen kleinen Arielle, die Meerjungfrau. Und nun wird auch Schneewittchen divers und die sieben Zwerge zu sieben magischen Wesen. Meine Kritik ist nicht, dass man hier mal anders aussehende Hauptrollen gewählt hat. Meine Kritik bezieht sich darauf, dass diese Entscheidung offenbar das Einzige war, was man als Vision zu diesen neuen Serien oder Filmen hatte.
Mir persönlich reicht es. Ich fordere gern jeden Filmemacher auf: Erfindet doch endlich Helden und Heldinnen neu nach euren diversen Vorstellungen. Ich bin offen für neues Material. Aber bitte zerstört nicht Dinge, die euer Publikum bereits lieben gelernt hat. Wenn ihr Herr der Ringe (Amazon) oder Star Wars (Disney) durch unsinnige Diversität kaputt macht, zerstört ihr etwas, das mir wichtig ist. Ich werde mich dann innerhalb meiner Möglichkeiten wehren. Und so kündigte ich Amazon Prime im September 2022.
Ein halbes Jahr ohne Amazon Prime – meine Erfahrungen
Als im April 2023 mein Amazon-Prime-Abo auslief, dachte ich zunächst einmal für ein paar Tage, ich müsste jetzt sterben. Mein Leben war ja so unkompliziert. Ich brauchte einen Stift – ich bestellte einen Stift. Einen Tag später war der Stift da. Amazon Prime ist schon eine schöne Sache gewesen. Und damit sollte es nun vorbei sein?
Ja, es ist damit vorbei. Wir haben inzwischen November 2023. Und ich werde euch jetzt einmal hineinnehmen in ein Leben ohne Amazon Prime. Wie sieht das so aus?
Ab 40 Euro ist die Lieferung kostenlos
Mein aktueller Warenkorb enthält 2 Artikel. Und siehe da – mit diesen beiden Artikeln bin ich über 40 Euro Bestellwert. Hab ich ihn schon abgeschickt? Noch nicht. Gegenüber früher bin ich wirklich geduldig geworden.
Dies ist vielleicht die wichtigste Änderung in deinem Leben, wenn du Amazon Prime kündigst: Du wirst ab sofort keinen Edding mehr alleine bestellen und am Folgetag geliefert kriegen. Du sammelst nun Bestellungen.
Dieses Sammeln von Bestellartikeln (die Amazon übrigens auch über Wochen im Warenkorb mitführt) läuft offen gestanden sehr viel unkomplizierter, als ich es erwartet hätte. Ich empfinde es inzwischen eigentlich als normal, dass ich Bestellungen nicht mehr sofort abschicke. Im Gegenteil – es stört mich gar nicht mehr.
Und meinem persönlichen Eindruck nach, sank mit der Kündigung von Amazon Prime auch die Quote der unsinnigen Dinge, die man eben einfach mal bestellt, wenn der Versand kostenlos und die Lieferung am Folgetag garantiert ist. Nun liegen einige Dinge manchmal für Wochen im Warenkorb. Und so einiges ist während dieser Wochen wieder rausgeflogen. Denn wir sind alle nur Menschen. Und Menschen erleben eben auch mal gestresste Zeiten, in denen sie ein psychologisches Moment dazu zu zwingen scheint, ihrem Leben durch sinnlose Bestellungen größere Bedeutung zu verleihen.
Lieferung am Folgetag gibts nicht mehr
Die Lieferung ohne Amazon Prime dauert etwas länger. Während ich mit dem Sammeln des Warenkorbs von Anfang an eigentlich kein Problem hatte – mit der verspäteten Zustellung hatte ich Probleme.
Ich gebe zu, es dauerte bestimme 2-3 Monate, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass eine heute aufgegebene Bestellung nicht mehr morgen im Briefkasten liegt, sondern durchaus mal 3 Tage bis zur Lieferung benötigt. Inzwischen ist auch das für mich normal.
Bei anderen Seiten bestellen
Amazon Prime hat für mich als Konsument nicht nur Vorteile. Viel zu schnell legt man sich auf diesen einen Dienstleister fest und bestellt nur noch dort.
Seit ich kein Prime mehr habe, schaue ich mir auch mal andere Portale an.
- Media Markt
- Otto
- Preisvergleiche über Idealo
Amazon ist häufig der günstigste Anbieter – allerdings nicht immer. Es gibt da draußen eine Menge anderer Portale, bei denen man einkaufen kann.
Ich bin kein Freund davon, nun eine Feindschaft zu Amazon auszurufen. Warum sollte ich das tun? Aber Amazon hat die Entscheidung getroffen, ihre Identitätspolitik über vernünftigen Content zu stellen und zum Ausgleich dafür noch die Preise zu erhöhen. Also – warum denen nicht zeigen, dass ich eine eigene Meinung habe und bereit bin, dafür auf Bequemlichkeiten zu verzichten.
Fazit nach einem halben Jahr ohne Amazon Prime
Wenn mir das Leben ohne Amazon Prime auf die Nerven gehen würde, gäbe es diesen Beitrag nicht. Es ist reiner Zufall, dass ich mich heute daran erinnert habe.
Offen gestanden sehe ich gerade keinen Grund, das Abo wieder aufzunehmen. Mit einer gewissen Häme schaue ich jetzt auf Rings of Power und wünsche Amazon, dass auch die 2. Staffel hinter ihren Erwartungen zurückbleibt. Und wenn es mich zu sehr zwicken sollte, könnte ich ja einen Testmonat annehmen. Denn ich wurde in den letzten Monaten so ziemlich 100.000 Mal für einen kostenlosen Testmonat von Amazon Prime ausgewählt.
Ich werde also Prime vorerst nicht wieder buchen. Und was Amazon betrifft, so bin ich nicht deren Feind. Im Gegenteil, ich finde, dass dieses Unternehmen vieles richtig macht. Ich habe mich lediglich über eine Geschäftsentscheidung geärgert und in meinem Rahmen Konsequenzen gezogen. Das ist alles.
Zweites Fazit nach 10 Monaten
Ich habs getan. Ich habe wieder ein kostenloses Probe-Abo von Amazon Prime, denn das wird einem ständig angeboten. Die Hintergründe sind aber etwas andere, als man denken könnte.
Ich war ein Wochenende krank und musste für eine Geburtstagseinladung meines Kleinen ein Geschenk besorgen. 40 Euro für versandkostenfrei kamen da zum ersten Mal nicht zusammen. Oder sollte ich besser sagen: Diesmal hatte ich Zeitdruck.
So hab ich nun also dieses Wochenende auf dem Sofa verbracht und mir die letzte Staffel von Reacher angesehen. Urteil mittelmäßig. Irgendein Seal-Team hat mich nicht so reingezogen. Last Blood mit Rambo war ganz schön. So hab ich mir dann auch First Blood über Prime angesehen, obwohl ich es auch auf DVD habe. Das wars.
So rein von den Filmen her merke ich, dass ich irgendwie so gar kein Interesse habe. Teilweise erinnere ich mich noch an Dinge, die ich damals angesehen habe und die mir immer noch angeboten werden.
Diese Woche habe ich Urlaub. Warum also etwas überstürzen, denn der kostenlose Monat ist lange noch nicht vorbei. Aber ich werde das Ding wieder kündigen.
Hätte ich damals nie gedacht, dass es mir gelingt, mich so sehr vom kostenlosen 1-Tages-Versand und Prime Video zu verabschieden. Ich dachte damals wirklich, ich müsste sterben, aber das Abkoppeln war sehr viel leichter als ich dachte.
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