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Schriftstellerei: Landkarten gestalten mit Inkarnate oder Wonderdraft

von Thomas Poppner

Fantasy schreiben nur mit Landkarte?

Ich hatte bestimmt über ein Jahr lang darüber nachgedacht, einen Fantasyroman zu schreiben. Aber ich scheiterte – so blöd es klingen mag – an der fehlenden Landkarte. Ich versuchte, etwas auf Papier zu skizzieren – das sah Scheiße aus und demotivierte mich. Ich sah mir Videos zur Kartenerstellung an. "Es ist ganz leicht", war die Botschaft. Ja, aber es war eben doch ein erheblicher Aufwand. Und eigentlich wollte ich die Karte ja als Inspirationshilfe.

Mag blöd klingen, aber ich kam so nicht weiter. So erinnerte ich mich an eine ähnliche Situation einige Jahre zuvor. Da wollte ich ein Brettspiel entwickeln. Auch damals haperte es schon an der Karte, aber ich behalf mich mit einer Inselwelt. Und diese einzelnen Insel-Entwürfe – damals noch mit Photoshop erstellt – kramte ich heraus und drapierte sie auf dem Teppich.

Und wer meine Fantasygeschichte kennt, findet sogar die Schachfiguren aus Band 1 wieder. Aragnar wurde später zu Arkana, Zahal zum Egyras, Repin zu Faria, Tandir zu Tanua, Dal zu Equao und der Chel zum Cakovo. Ach so – und Odar verlor das Y, weil das irgendwie pervers klang :)

Die Welt planen – vom Boden auf den Computer

So entstand dann die Idee der vier Wächter (Lichtsteine), die ja ein Hauptthema des ersten Bandes ist. Schnell merkte ich, dass eine Karte auf dem Wohnzimmerboden nicht der Weisheit letzter Schluss war. Und so übertrug ich alles zunächst nach Scapple. Für Papyrusnutzer: Ein kleines Programm, nach dessen Vorlage das Denkbrett von Papyrus erschaffen wurde. Denn das gab es damals noch lange nicht.

Und das war meine Arbeitsbasis für eine lange Zeit. Ich war schon mitten in Band 3, als der Wunsch in mir aufstieg, endlich eine professionellere Karte meiner Welt zu besitzen. Schließlich hatte die Geschichte schon so um die 700 Seiten und es stand außer Frage, dass ich eines Tages die Menschheit mit meinem Geschreibsel beglücken würde.

Software zur Erstellung von Fantasykarten

Ich bin Mac-Nutzer. Und offen gestanden begann mich das nun mehr und mehr anzukotzen. Denn es gab recht viele Programme zum Erstellen von Landkarten, wenn mir auch manche vom Stil her recht veraltet vorkamen. Für den Mac ist weniger dabei. Aber damals kamen zwei relativ neue Tools heraus. Inkarnate und Wonderdraft.

Meine Erfahrungen mit Wonderdraft

Man sieht es eigentlich schon am Entwurf. Meine Versuche mit Wonderdraft wurden nicht von so furchtbar großem Erfolg gekrönt.

Wonderdraft kann viel – keine Frage. Wenn ich den Youtube-Videos glauben schenken kann, ist es besser als Inkarnate, auf das ich gleich zu sprechen kommen werde. Aber die Programmoberfläche ist eine Vollkatastrophe. Ich weiß nicht, auf welcher programmtechnischen Plattform Wonderdraft erstellt wurde, aber ich habe nur geflucht. Alles fühlt sich unnatürlich, zäh und sandig an. Mein Rechner hier ist schnell und ich arbeite mit Photoshop und mache auch Videobearbeitung. Aber selbst eben bei einem simplen Screenshot hängt alles. Einmal verlor ich die Arbeit von Stunden (trotz Sichern).

Wonderdraft wird wohl von den Rollenspiel-Nerds empfohlen. Mir macht die Nutzung keinen Spaß. Ich brauche allerdings nur eine Karte, die brauchen ständig welche. Vielleicht sind sie einfach mehr in Übung.

Wenn man mich fragt, was Wonderdraft Inkarnate voraus hat:

  1. Es ist ein Programm zum Installieren – kostet meines Wissens um die 30 Euro
  2. Es hat ein wirklich geniales Fluss-Tool, das Inkarnate fehlt.

Profis finden bestimmt noch andere Vorteile. Ich belasse es mal dabei.

Meine Erfahrungen mit Inkarnate.com

Ich frage mich manchmal, ob ich es mit den Effekten etwas übertrieben habe. Aber davon abgesehen bin ich mit meinem Ergebnis sehr zufrieden. Das ist eine Fantasykarte, die in mir Abenteuerlust weckt und mich inspiriert. Sowohl zum Lesen wie auch zum Schreiben.

Um Inkarnate für kommezielle Zwecke zu nutzen, ist ein Abo nötig. Entweder um die 5 Euro pro Monat oder 25 Euro pro Jahr – Abo muss wohl zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gültig sein.

Damit wir uns nicht missverstehen: Man muss sich hier schon einarbeiten. Aber bei Inkarnate fiel mir das sehr viel leichter, obwohl es nur eine Webanwendung ist. Eigentlich hätte ich erwartet, dass es hier mehr hakt als bei Wonderdraft. Das Gegenteil ist der Fall.

Ich habe das Abo für 25 Euro und bleibe auch dabei. Es gibt immer mal kleine Dinge an der Karte zu ändern oder hinzuzufügen und das ist mir das Geld allemal wert. Zur Fairness gehört aber auch: Die ersten Wonderdraft-Versuche auf meinem Rechner sind von 2019. Seitdem kamen alle Updates kostenlos. Inkarnate hätte aber schon 5 x 25 Euro abgebucht. Muss halt jeder selbst wissen, was ihm wichtig ist.

Man kann Inkarnate zunächst kostenlos nutzen. Ich kenne die Einschränkungen nicht mehr, aber mir hat es so keinen Spaß gemacht.

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